Das Phänomen Stimmenhören

Das Phänomen Stimmenhören wird in der Gesellschaft, aber auch in der Fachliteratur und Praxis häufig im Kontext von Erkrankung, insbesondere von Schizophrenie, betrachtet und als behandlungsbedürftig bewertet. Darüber hinaus wird Stimmenhören oftmals in Verbindung mit verminderter sozialer Funktionsfähigkeit und starken Einschränkungen auf das Leben des Betroffenen gesetzt. Wissenschaftliche Erkenntnisse deuten allerdings darauf hin, dass Stimmenhören kein diagnosespezifisches Kriterium darstellt. Darüber hinaus weisen viele Stimmenhörende ansonsten keinerlei diagnoserelevante Kriterien auf und haben einen effektiven Umgang mit ihren Stimmen erlernt. Zahlreiche Betroffene führen ein Leben ohne Einschränkungen auf ihr Funktionsniveau und ihren Alltag.

Stimmenhören kann als eine bedeutungsvolle menschliche Erfahrung gewertet werden, die im Sinne einer psychologisch sinnvollen Reaktion im Kontext des Lebens der Betroffenen erklärbar ist und auf diese Weise in das Leben integrierbar erscheint. Entsprechend gelten Stimmen als Coping für äußere Lebensumstände, als Problemlöseversuch und Möglichkeit mit schwierigen Situationen und Krisen umzugehen. Oftmals stehen die Stimmen in direktem Zusammenhang mit sozialen oder emotionalen Krisen der Betroffenen. Stimmenhören sollte dementsprechend nicht ausschließlich im Rahmen von Erkrankung, sondern vielmehr im Rahmen eines individuellen Lebenskontextes betrachtet werden.

Im psychiatrischen Kontext liegt der Fokus der Behandlung stimmenhörender Menschen meist auf einer Symptomreduktion oder -beseitigung. Hintergründe des Stimmenhörens, mögliche Traumata, Begleitphänomene wie Angst und Depression und (Selbst-) Hilfestrategien im Umgang bleiben oft unbeachtet. Das Seminar lädt die Teilnehmenden dazu ein, ihre eigene Haltung zum Thema Stimmenhören zu reflektieren und einen erweiterten Handlungsrahmen im Umgang mit und zur Unterstützung von Stimmenhörenden zu erwerben. Ein tiefergehendes Verständnis für das Phänomen, das durch Selbsterfahrung und eine Vertiefung des Fachwissens erreicht wird, bietet eine solide Grundlage für eine effektive Arbeit mit stimmenhörenden Menschen. Zur Unterstützung der Betroffenen erhalten die Teilnehmenden Einblicke in Techniken zur ausführlichen Erhebung des Stimmenhörens sowie Strategien zum effektiven Umgang mit Stimmen, um Betroffene hilfreich auf ihrem Recoveryweg zu begleiten.

Ziele

  • Tiefergehendes Verstehen des Stimmenhörens
  • den Lebenskontext in der Arbeit mit Stimmenhörenden fokussieren
  • Interventionen zur Erhebung des Phänomens kennen
  • (Selbst-) Hilfestrategien im Umgang kennen
  • höhere Beachtung von Begleitphänomenen und Traumata

Methoden
Vortrag, praktische Übungen zum Verstehen des Stimmenhörens und zu Interventionen, Diskussion, Selbstreflexion

Termin
10.11.-11.11.2025
9.00-17.00 Uhr

Referentin
Kerstin Freitag

Seminarnummer
252-19

Kursgebühr
Frühbucherpreis: 380,00 €
ab 10.09.2025: 420,00 €

Zielgruppe
Heilerziehungspfleger*innen, Pflegepersonen, Sozialarbeiter/-pädagog*innen, Fachtherapeut*innen

Maximale Teilnehmerzahl
20

Referentin
Kerstin Freitag

B. A. Psychische Gesundheit/Psychiatrische Pflege, M. A. Community Mental Health, Gesundheits- und Krankenpflegerin

Sie haben Fragen?
Inga Weise Bildungsreferentin