Bindung ist ein psychisches Grundbedürfnis, dessen Deprivation zur Entstehung von psychischen und interaktionellen Störungen führen kann. Dies gilt insbesondere in der frühen Kindheit, in der der Aufbau einer sicheren Bindung und die davon ausgehende Entwicklung von Explorationsverhalten, zu den wesentlichen Entwicklungsaufgaben zählt. Die hier eintretenden Erfahrungen beeinflussen die Grundannahmen, das emotionale Erleben und die Neurobiologie der Betroffenen für die gesamte Lebensspanne. Werden die Bedürfnisse der Kinder nicht ausreichend befriedigt, steigt daher nicht nur die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Akutsymptomatik, sondern auch für die Entwicklung von Beziehungsstörungen, die bis in das Erwachsenenalter hinein anhalten können.
Die Behandlung von Beziehungsstörungen steht im Zentrum vieler psychotherapeutischer und psychiatrischer Behandlungen und nutzt ein breites Methodenrepertoire, das von strukturorientierten und mentalisierungsbasierten Verfahren der psychodynamischen Therapie, bis hin zu klärungsorientierten und schematherapeutischen Methoden der Dritten Welle der Verhaltenstherapie eicht. Zentral in allen Schulen ist hierbei die Ausrichtung der therapeutischen Beziehungsgestaltung auf eine korrigierende Erfahrung.
In diesem Seminar lernen die Teilnehmer*innen Bindungs- und Beziehungsstörungen zu erkennen und mit psychotherapeutischen Methoden zu behandeln. Hierbei werden schulenübergreifende Methoden zunächst vorgestellt und im Anschluss im Zuge von Kleingruppenübungen erprobt. Die Erstellung einer Fallkonzeption, der Umgang mit schwierigen Situationen und Setting spezifische Besonderheiten, werden anhand von Fallbeispielen vermittelt und diskutiert
Ziele
- Vermittlung von praxisnahen und schulenübergreifendem Wissen zur Bindungsentwicklung über die Lebensspanne, zur Entstehung und zum Verlauf von Bindungs- und Beziehungsstörungen sowie zu assoziierten psychischen Erkrankungen.
- Vertiefte Auseinandersetzung mit und Einübung von diagnostischen Methoden zur (Differenzial-)Diagnostik von Bindungs- und Beziehungsstörungen
- Erwerb von Kompetenzen zur problem- und lösungsorientierten Behandlung von Patient*innen mit Bindungs- und Beziehungsstörungen
- Gestaltung der therapeutischen Arbeitsbeziehung bei Personen mit Bindungs- und Beziehungsstörung
- Lösungsorientierte Auseinandersetzung mit schwierigen Situationen in der Arbeit mit Patient*innen mit Bindungs- und Beziehungsstörung
Methoden
Vortrag, Diskussion, Kleingruppenübungen, Fallbesprechungen und Handouts
Zertifizierung
Für das Seminar werden von der LPK voraussichtlich 19 Punkte angerechnet.